An der Plattformökonomie im Maschinenbau führt kein Weg vorbei

Veröffentlicht: 02.05.2024 Aktualisiert: 29.10.2024

Die Digitalisierung war erst der Anfang, die Zukunft gehört den Plattformen. B2C-Anbieter sind die Vorreiter – jetzt muss der Maschinen- und Anlagenbau nachziehen. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Plattformökonomie im Maschinenbau und erfahren Sie, wie die Umsetzung gelingt.

Was steckt hinter der Plattformökonomie?

Die Plattformökonomie ist ein Bereich der Wirtschaft, in dessen Zentrum digitale Dienstleistungen stehen. Ob im Tourismus oder im E-Commerce: digitale Plattformen sind fester Bestandteil des Alltags geworden.

B2B-Unternehmen können über Plattformen Produkte verkaufen oder sie als Portal für den Datenaustausch mit Partnern und Kunden nutzen, um damit

  • Mehrwert für Kunden zu schaffen, etwa durch vereinfachte Interaktionen und Produktoptimierungen,
  • ihre Prozesse zu beschleunigen und
  • ihren Umsatz zu steigern.
     

Welche Arten von Plattformen gibt es?

Für Plattformen gibt es im Maschinenbau verschiedene Anwendungsfälle. Das BDI-Handbuch zu B2B-Plattformen unterscheidet zwischen datenzentrierten Plattformen und transaktionszentrierten Plattformen:

Alle Fragen und Antworten zu After-Sales-Plattformen finden Sie in unseren FAQs zu Serviceportalen

Eine dritte Ausprägung definiert der VDMA in seinem Plattform-Whitepaper mit IoT-Laufzeitumgebungen als Brücke zwischen IoT und Automatisierungsebene.


Welche Bedeutung hat die Plattformökonomie im Maschinenbau?

Die Digitalisierung und Industrie 4.0 schaffen die Voraussetzungen für die Vernetzung von Daten. Eine Plattform bildet die technische Grundlage, um daraus Mehrwert und Umsatz zu generieren.

Die Plattformökonomie ermöglicht die Monetarisierung vernetzter Daten und fördert den Austausch zwischen Maschinenbauern, Lieferanten, Technologiepartnern und Kunden. Zudem ändern sich die Kundenerwartungen: Immer mehr Betreiber begrüßen es, wenn Maschinenhersteller ihren Service so digital und komfortabel gestalten, wie Amazon und Co. es tun.

Diese Chancen bietet die Plattformökonomie Maschinenbauern

Einer Roland-Berger-Studie zufolge eröffnet die Plattformökonomie im Maschinenbau drei Arten von Mehrwert:

  • Senkung der Transaktionskosten
  • Nutzung von Netzwerkeffekten
  • Schaffung von spezifischem Kundennutzen

Maschinenbauer erreichen mit Plattformen mehr Effizienz und rücken näher an ihre Kunden, damit diese besser mit ihren Produkten arbeiten können. Das verbessert langfristig die Kundenbindung.

Auch finanziell lohnen sich Plattformen auf lange Sicht: IDW und vbw fanden heraus, dass 71 Prozent der B2B-Unternehmen, die digitale Plattformen bereits nutzen, damit zusätzliche Umsätze generieren – durch digitales Zusatzgeschäft oder mehr Prozesseffizienz. Bei 46 Prozent der Befragten hat sich die Plattformnutzung außerdem positiv auf die Gesamtrentabilität ihres Unternehmens ausgewirkt.


Herausforderungen bei der Umsetzung von Plattformen

96 Prozent der Unternehmen sind von den Chancen überzeugt, die Plattformen bieten. Allerdings sind Maschinenbauer oft unsicher, welchen konkreten Nutzen plattformbasierte Geschäftsmodelle für sie haben.

Weitere Hürden stellen Compliance-Themen, fehlendes Know-how und hohe Datenkomplexität dar. Außerdem wissen viele Anbieter nicht, wie sie digitale Mehrwertdienste bepreisen sollen und ob die Kunden bereit sind, dafür zu zahlen.

Folgende Dos and Don’ts dienen als Orientierung zur Bewältigung dieser Herausforderungen.

Diese Stolperfallen sollten Sie vermeiden

  • Zu hohe ROI-Erwartungen: Bei der Plattformökonomie geht es nicht um schnelle Amortisation, sondern darum, ein Differenzierungsmerkmal für langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen.
  • B2C-Orientierung: Im Maschinenbau gelten andere Spielregeln als etwa im E-Commerce. Der Erfolg hängt vom Mehrwert der Plattform ab, nicht von Nutzerzahlen oder der Wachstumsgeschwindigkeit.
  • Nebenher digitalisieren: Der Einstieg in die Plattformökonomie stellt einen tiefgreifenden Wandel für Maschinenbauer dar und muss sorgfältig geplant und umgesetzt werden.

Tipps für Ihren Plattformerfolg

  • Digitale Ökosysteme sind kein Selbstzweck, sondern brauchen ein konkretes Ziel – etwa das Generieren zusätzlicher Geschäftsmodelle.
  • Die erfolgreiche Monetarisierung setzt einen erkennbaren Mehrwert voraus, für den Nutzer bereit sind, zu zahlen. Als Maschinenbauer kommt Ihnen dabei Ihr tiefes Verständnis Ihrer Maschinen zugute.
  • Die Kundenbedürfnisse geben die Richtung vor – nutzen Sie sie, um Ihre Plattform kontinuierlich weiterzuentwickeln.
  • Starten Sie lieber früher als später mit Plattformprojekten: Ausprobieren ist wichtiger, als den Anschluss zu verpassen.

Wie entwickelt man eine Plattformstrategie?

Sie sind bereit, das Kapitel Plattformökonomie aufzuschlagen? Dann sind das die ersten Schritte:

  • Beziehen Sie Entscheider ein und holen Sie sich Rückendeckung der Geschäftsführung.
  • Legen Sie eine Strategie fest und identifizieren Sie relevante Anwendungsfälle. Entscheiden Sie außerdem, ob Sie eine eigene Plattform entwickeln oder sich bestehenden Plattformen anschließen möchten.
  • Sammeln Sie Daten über Kundenbedürfnisse, Wettbewerber, mögliche Partner und erforderliche Ressourcen.
  • Konkretisieren Sie Nutzen und Funktionen, die Ihre Plattform bieten soll und legen Sie ein Erlösmodell fest.
  • Klären Sie Datenschutzfragen – vor allem in der Zusammenarbeit mit Partnern. Identifizieren Sie außerdem Schnittstellen und behalten Sie stets die Hoheit über Ihre Kundendaten.
  • Setzen Sie Ihre Plattformstrategie technisch um.

Detaillierte Schritte für die Einrichtung einer Informationsplattform stellen wir Ihnen kostenfrei zur Verfügung:

Best Practices und Expertentipps

Im Bereich After-Sales und Technische Dokumentation zeigt die Kampf Schneid- und Wickeltechnik GmbH & Co., was möglich ist. Mit the@vanced bietet Kampf eine integrierte Digitalisierungslösung für Maschinenprozesse.

Auf der Quanos Connect 2023 teilte Dr. Donatus Weber, Director Digital Services bei Kampf, seine Projekterfahrungen und rät Maschinenbauern, Anwendungsfälle immer vom Kunden aus zu denken.

Christoph Krump, Head of Business Unit Service beim Anlagenbauer Erema, diskutierte ebenfalls mit. Bei der Entwicklung der digitalen Serviceplattform BluPort hat er gelernt, den Fokus auf konkrete und umsetzbare Themen zu legen und bei Plattformen auf verfügbare Konzepte von Technologieanbietern zu setzen.

VDMA-Referent Thomas Riegler resümierte: „An Plattformen führt kein Weg vorbei.“ Im Video zur Diskussion erwarten Sie weitere Tipps:

Im BDI-Handbuch finden Sie weitere Beispiele für Plattformökonomie im Maschinenbau.


Fazit: Plattformökonomie als Chance sehen und frühzeitig starten

Steigen Sie jetzt in die Plattformökonomie im Maschinenbau ein, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern – und setzen Sie wie andere Maschinenbauer auf Kooperationen. Laut McKinsey wollen 77 Prozent der Maschinenbauer mit Anbieterkonsortien zusammenarbeiten, 24 Prozent können sich Kooperationen mit Wettbewerbern vorstellen.

Wenn Sie auf der Suche nach einem plattform- und portalerfahrenen Technologiepartner sind, steht Quanos Ihnen zur Seite. Wir teilen unser Wissen gern mit Ihnen – zum Beispiel in Form von eBooks. Sichern Sie sich unsere Insights zu Portalen im Maschinenbau und kontaktieren Sie uns mit Ihren Fragen.

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