Von CapEx zu OpEx - Teil 2: Ersatzteillagerung optimieren
Produzierende Unternehmen sind auf ihren Maschinenpark angewiesen und stehen dabei vor einem unlösbaren Dilemma: Je stärker die Automatisierung und je höher die Auslastung, desto produktiver ist die Fertigung. Doch gleichzeitig mit der Automatisierung steigt die Fehleranfälligkeit und sinkt die Flexibilität. Zudem sorgt eine hohe Auslastung für mehr Verschleiß und geringe Reserven, wenn eine Maschine ausfallen sollte. Unternehmen leisten sich deshalb oft eigene Service- und Wartungsabteilungen, die in der Lage sind, defekte Maschinen schnell zu reparieren und wieder in Gang zu bringen.
Es nutzt jedoch wenig, wenn die Servicemitarbeiter keine Ersatzteile zum Austausch zur Verfügung haben. Auf der anderen Seite binden Ersatzteile, die für den Fall der Fälle auf Lager liegen, Kapital und belegen Lagerfläche. Das nächste Dilemma: Ein großer Ersatzteilvorrat ermöglicht es, auf praktisch jeden Defekt sofort zu reagieren, aber kostet viel Geld und Platz. Bei einem sehr kleinen und damit kostengünstigen Vorrat kann man fast sicher sein, dass bei einem Defekt das richtige Ersatzteil nicht zur Verfügung steht und teure Expresslieferungen vom Hersteller notwendig werden.
Optimierung der Ersatzteilstrategie: So geht‘s
Die Optimierung der Ersatzteilstrategie muss von zwei Seiten angegangen werden: Auf der einen Seite ist es wichtig, die richtigen Ersatzteile in der richtigen Menge zur Verfügung zu haben – hier hilft eine vollständige Servicedokumentation, die aufzeigt, welche Ersatzteile typischerweise in welcher Menge benötigt werden. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit machen es möglich, eine gesunde Balance in der Ersatzteillagerung zu finden.
Es kommt auf die Service- und Wartungsstrategie an
Andererseits kann die richtige Service- und Wartungsstrategie helfen, indem Wartungen so geplant werden, dass rechtzeitig Ersatzteile bestellt werden können. So lassen sich Defekte und damit ungeplante Reparaturen vermeiden. Ohnehin sollte die unterste Stufe der Wartungsstrategie, bei der erst dann gehandelt wird, wenn etwas kaputt ist (Reactive Maintenance), in keinem modernen Produktionsbetrieb mehr praktiziert werden.
Die einfachste Möglichkeit, Störungen beim Maschinenbetrieb zu vermeiden, ist die vorbeugende Wartung (Preventive Maintenance). Wenn man weiß, dass die Ausfallwahrscheinlichkeit einer Komponente nach einer bestimmten Lebensdauer ansteigt, wechselt man das Teil einfach vor Erreichen dieser Grenze aus. Das ist es, was beim Auto üblich ist – Ölwechsel nach 25.000 Kilometer, Zahnriemenwechsel nach 120.000 Kilometer.
Eleganter und effizienter, aber mit mehr Aufwand verbunden ist Condition Based Maintenance oder zustandsabhängige Wartung. Hierbei werden anfällige Bauteile durch Sensoren überwacht und beim Erreichen bestimmter Vibrationswerte, Temperaturen oder anderer Werte, die einen Ausfall ankündigen, eine Wartung terminiert.
Predictive Maintenance oder vorausschauende Wartung geht noch einen Schritt weiter und arbeitet nicht mit einem festen Schwellenwert, sondern mit dem Trend der Messwerte. In jedem Fall bleibt genug Zeit, die erforderlichen Ersatzteile zielgerichtet zu bestellen, statt sie auf Lager zu legen. Auf dem höchsten Service- und Wartungslevel ist es schließlich möglich, sämtliche Instandhaltungsmaßnahmen optimal auf die vorhandenen Instandhaltungsressourcen abzustimmen.
Dabei können nicht nur in erster Linie technische, sondern auch individuell betriebswirtschaftliche bzw. unternehmensstrategische Faktoren einbezogen werden. Auf diesem Niveau, das eine ganzheitlich entwickelte Informations- und Wartungsinfrastruktur zur Voraussetzung hat, spricht man von Reliability-centered oder Financially optimized Maintenance.
Jede effiziente Ersatzteilstrategie beginnt mit einer umfassenden Dokumentation und Auswertung der laufenden Service- und Wartungsabläufe. Dann kann der Kapitaleinsatz für Ersatzteile optimiert werden und gleichzeitig sind die richtigen Ersatzteile auf Lager.
Ungeplante Wartungen vermeiden
Ungeplante Wartungen lassen sich durch die richtige Wartungsstrategie vermeiden, was nicht nur Maschinenstillstand reduziert, sondern auch ein gezieltes Einkaufen der aktuell notwendigen Ersatzteile ermöglicht.
Auch der Hersteller kann hier unterstützen, indem er beispielsweise – wie die Autohersteller – seine Erfahrungen aus vielen Kundenmaschinen bündelt und Wartungsvorgaben macht. Eine einfache, durch den Kunden selbst steuerbare Ersatzteilbestellung beispielsweise über einen integrierten Webshop gibt dem Kunden die Gewissheit, dass er die Teile schnell bekommt, wenn der Bedarf da ist.
Was können Sie noch tun?
In Teil 3 unserer Blogserie "Von CapEx zu OpEx" erfahren Sie, wie Sie durch individualisierte, gut verständliche Dokumentation Ihre Servicekosten senken können.
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