Was und wem nützt Terminologie?

Veröffentlicht: 09.09.2022 Aktualisiert: 16.11.2023

Für viele Unternehmen ist systematische Terminologiearbeit noch ein Buch mit sieben Siegeln. Doch es lohnt sich, diese Aufgabe ernst zu nehmen. Denn den Unternehmen entstehen nicht nur Kosten, wenn das Thema Terminologie nicht angepackt wird. Es drohen auch juristische Risiken.

Technische Dokumentation und Terminologie

Bezeichnenderweise ist es oft die Technische Redaktion, in der am deutlichsten spürbar wird, wenn ein Unternehmen keine systematische Terminologiearbeit betreibt. Das hat verschiedene Gründe. Technische Redaktionen haben in den Unternehmen eine starke Schnittstellenfunktion, das heißt Informationsflüsse aus verschiedensten Bereichen des Unternehmens münden dort und umgekehrt geben Technischen Redaktionen ihren Content wiederum an viele andere Abteilungen weitere. So wird dann schnell auffällig, wenn verschiedene Unternehmenseinheiten dieselben Dinge (z. B. die eigenen Produkte) unterschiedlich benennen.

Hinzu kommt, dass in Technischen Redaktionen das Übersetzungsaufkommen besonders hoch ist. In der Zusammenarbeit mit Übersetzern werden terminologische Schwächen besonders schnell (und schmerzhaft) spürbar. Zusammen mit einer Arbeitsweise, die hohen Wert auf sprachliche Präzision und Wiederverwendbarkeit legt, führen diese Faktoren dazu, dass Technische Redaktionen oft die Innovationstreiber sind, wenn es um die Einführung einer systematischen Terminologiearbeit in Unternehmen geht. Und oft ist später dann auch die Terminologiearbeit selbst in den Technischen Redaktionen angesiedelt, obwohl sie streng genommen eine unternehmensweite Querschnittsaufgabe ist.

Nutzen für das gesamte Unternehmen

Gerade weil sie eine Querschnittsaufgabe ist, profitieren so viele Unternehmensbereiche von einer systematischen Terminologiearbeit oder sie leiden, wenn Terminologie nicht professionell gehandhabt wird.

Besonders offensichtlich wird das im Marketing. Oft sind in Unternehmen unterschiedlichste Bezeichnungen für ein und dasselbe Produkt verbreitet. Das liegt zum Teil an Fehlern und Ungenauigkeiten der Mitarbeitenden, die zu Varianten mit Groß- und Kleinschreibung, Bindestrichen oder fehlenden bzw. überflüssigen Leerzeichen führen. Hinzu kommen veraltete Bezeichnungen, Entwicklerbezeichnungen, Namensverkürzungen und vieles mehr. Aus Marketingsicht ist der Wirrwarr damit komplett. Risiken entstehen, wenn die Bezeichnungen an die Öffentlichkeit gelangen, weil im Streitfall jede Ungenauigkeit die Kennzeichnungskraft der eigenen Marke schwächt.

Das Marketing stärkt durch saubere Terminologie aber nicht nur das Corporate Wording und vermeidet Markenrisiken. Es bringt auch wertvolle Marktkenntnisse, sich mit den eigenen Bezeichnungen zu beschäftigen und mit den Begriffen, die in der Branche verwendet werden. Diese lassen sich dann als Maßnahmen zur Suchmaschinenoptimierung in den Webinhalten gezielt anreichern.

Doch auch andere Unternehmenseinheiten und Querschnittsaufgaben profitieren von Terminologiearbeit. Terminologie ist eine wichtige Säule des Wissensmanagements. Sie dient der präzisen Kommunikation in Projekten und der Produktentwicklung ebenso sehr wie der effizienten Einarbeitung neuer Mitarbeiter. Sie verschafft Überblick über das aktuelle (und veraltete) Produktportfolio und hilft für die passende Befüllung des Webshops. Sie erleichtert den Vertrieb und sorgt im Einkauf für Klarheit bei den Bestellungen. Die Liste der Vorteile einer sauberen Terminologie lässt sich fast beliebig erweitern.

Terminologie starten

Dennoch scheuen viel Unternehmen den ersten Schritt zu einer systematischen Terminologiearbeit, weil scheinbar wichtigere Dinge zu tun sind. Da Terminologie eine Querschnittsaufgabe ist, gilt es auch gerade zu Beginn viele verschiedene Interessen, Arbeitsweisen und Ziele unter einen Hut zu bekommen.

Auch können die mächtigen Terminologiewerkzeuge, die sich auf dem Markt finden, den Einstieg als komplizierter erscheinen lassen, als er ist. Denn wichtiger als Werkzeuge sind Entscheidungen zu den Zielen der Terminologiearbeit und zu den Quellen, die man berücksichtigen möchte. Hat man das geklärt und die Grundlagen für einen Terminologieprozess geschaffen, kann die Toolentscheidung immer noch kommen. Oft reichen in der Zwischenzeit ein gut gepflegtes Excel oder die Terminologiefunktionen des eigenen CCMS schon aus. Wichtig ist zunächst nur, dass man den Anfang macht und dann kontinuierlich dranbleibt.

 

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