Ihr Redaktionsleitfaden - das dürfen Sie nicht vergessen
Der typische Redaktionsleitfaden (oder Styleguide) lagert irgendwo in einem Ordner im Regal. Oder er staubt in einem Dateiverzeichnis vergessen vor sich hin. Es ist schon so: Viele Redaktionsleitfäden werden gar nicht genutzt. Woran das liegt? Weil oft einige wichtige Punkte bei den Leitfäden vergessen wurden. Damit es Ihnen nicht so geht, lesen Sie hier in unserem Blogpost, was Sie auf keinen Fall vergessen sollten.
Was soll das?
Vielleicht überrascht Sie das, aber sehr viele Redaktionsleitfäden entstehen, ohne dass vorher klar ist, wozu der Styleguide dienen soll: „Lass uns mal alle unsere Sprachregeln aufschreiben.“ Oder: „Wir suchen uns aus dem tekom-Leitfaden mal alle Regeln heraus, die wir brauchen.“ Wer so vorgeht, erstellt eine Regelsammlung. Solche Regelsammlungen haben ungefähr die gleiche Attraktivität wie die Hausordnung eines Mehrfamilienhauses. Keine gute Basis für eine erfolgreiche Einführung.
Fragen Sie sich stattdessen, welches Problem Ihr Redaktionsleitfaden lösen soll. Soll die Zusammenarbeit mit den fachlichen Inputgebern verbessert werden? Wollen Sie die verschiedenen Herangehensweisen in Ihrer Redaktion vereinheitlichen? Gibt es Stilfehler in Ihren Anleitungen? Oder soll der Redaktionsleitfaden eine Checkliste für die Qualitätssicherung werden? Je nachdem welches Ziel Sie sich setzen, wird das Auswirkungen auf die Inhalte, Gestaltung und mediale Umsetzung Ihres Redaktionsleitfadens haben.
Für wen ist das?
Wenn Sie schon dabei sind, die Ziele zu bestimmen, dann sollten Sie auch noch einmal darüber nachdenken, an wen sich Ihr Redaktionsleitfaden richten wird. Denn auch das beeinflusst, welche Inhalte in Ihr Redaktionshandbuch gehören und wie Sie sie darstellen sollten. Ein Beispiel: Wie gut steht es mit den Grammatikkenntnissen Ihrer Zielgruppe: Können Sie wirklich ein „Modalverb“ erkennen? Sogar Menschen mit abgeschlossenem Studium fällt das oft schwer.
Je nach Zielgruppe müssen Sie Ihre Sprachregeln anders gestalten. Was in Ihrer Technischen Redaktion ganz leicht verständlich ist, kann eventuell die Kollegen in der Entwicklung schon überfordern. Vielleicht müssen Sie dann mit Daumenregeln arbeiten oder aber ein wenig redaktionelle Qualifizierung in Ihrem Redaktionsleitfaden leisten, damit die Inhalte auch ankommen. Auch die emotionalen Aspekte eines Redaktionsleitfadens sollte man nicht unterschätzen. Wer kein Textprofi ist, betrachtet es manchmal als persönlichen Angriff, wenn er oder sie Vorschriften zu seinem Schreibstil bekommt. Hier gilt es ebenfalls mit Feingefühl auf die Zielgruppe einzugehen.
Wer macht das?
Wenn ein Redaktionsleitfaden entsteht, dann ist meist klar, wer die Arbeitsgruppe ist, die ihn erstellt. Oft ist aber nicht geklärt, wer sich um den Redaktionsleitfaden kümmert, wenn er einmal freigegeben ist. Das ist aber extrem wichtig, denn ein Leitfaden lebt; er muss neue Themen aufnehmen, Bestehendes anpassen und das Feedback seiner Leser und Leserinnen aufnehmen. Deshalb braucht jeder Leitfaden eine Zuständige oder einen Zuständigen mit entsprechenden Zeitbudgets für die Pflege des Leitfadens. Ebenfalls wichtig ist, dass im Leitfaden klar erkennbar wird, wer sich darum kümmert und dass im Leitfaden nachgetragen wird, wenn sich die Zuständigkeiten ändern.
Wie sieht das aus?
Sprachliche Regeln sind für Laien oft abstrakt und schwer nachvollziehbar. Deshalb sollte jeder Leitfaden aussagekräftige Beispiele enthalten. Dadurch wird am konkreten Einzelfall klar, wo die Probleme mit bestimmten Formulierungen liegen und warum die Alternative besser ist. Beispiele sollten immer aus dem Alltag Ihrer Redaktion stammen, bestenfalls aus Ihrem Unternehmen. Übrigens: Wenn Ihnen partout kein Beispiel für eine der Regeln einfallen will bzw. wenn Sie keines in Ihren Anleitungen finden, dann ist die Regel vermutlich nicht sehr relevant.
Wie geht das?
Ein letzter wichtiger Punkt, damit Ihr Redaktionsleitfaden nicht nur eine Regelsammlung wird: In einen Styleguide gehören Informationen zum Schreibprozess. Wie viel Zeit ist für die fachliche QS? Welche Konventionen gibt es bei der Benennung von Dateien. Wie soll eine Korrektur vorgenommen werden? In welchen Formaten sollen die Rohtexte angeliefert werden? Es gibt viele Informationen jenseits der reinen Stilvorgaben, die Ihre Nutzerinnen und Nutzer brauchen. Denn nur ein vollständiger Redaktionsleitfaden ist auch ein nutzbarer Leitfaden.
Andere Artikel von Quanos
Das könnte Sie auch interessieren
Workflow Designer bei Positive Technologies - Optimale Integration von Menschen, Werkzeug und Prozessen
Wer hohe Ansprüche an die Content-Qualität hat, braucht einen intelligenten Review-Prozess. Weil bei unserem internat…
Karlsruher Studenten liefern mit SCHEMA Inhalte bis nach Japan
Studierende der Hochschule Karlsruhe und der University of Aizu, Japan haben in einem gemeinsamen Hochschulprojekt te…
SCHEMA CDS als zentrales Verteilsystem bei INNIO Jenbacher
Die Digitalisierung von Informationsprozessen. Das Thema ist mittlerweile in aller Munde - in unserer Branche firmier…