So kommen 3D-Modelle in die Technische Redaktion
Neulich haben wir uns gefragt, ob 3D-Modelle für die Technische Redaktion sinnvoll sind. Nachdem doch sehr viel für die dreidimensionalen Darstellungen spricht– neben einigen wenigen Problemen, wollen wir uns nun einmal genauer ansehen, wie man an brauchbare Daten gelangt und was bei der Erstellung von 3D-Modellen zu beachten ist.
3D-Daten für die Technische Redaktion
In vielen produzierenden Unternehmen sind 3D-Daten bereits vorhanden. Normalerweise werden 3D-Modelle bereits während der Produktentwicklung erstellt. Typischerweise kommen M-CAT-Systeme wie Autodesk Inventor oder Solid Edge zum Einsatz. Einmal erstellt, werden die Modelle normalerweise in ein Product-Lifecycle-Management-System (PLM) eingepflegt. Dort lassen sich die verschiedenen Versionen und weitere, ergänzende Daten verwalten.
Außerdem wird während der Produktentwicklung meist im ERP-System eine Engineering Bill of Materials (EBoM) zusammengestellt. In ihr sind alle Bauteile und Materialien eines Geräts erfasst; sie ist quasi die „Landkarte“ und das Inventar für das Gesamtprodukt.
Mit den Modellen und der EBoM hätten wir nun eigentlich alles Notwendige für die Technische Redaktion beisammen. Allerdings sind die 3D-Modelle für einen Einsatz in der Technischen Redaktion bei weitem überdimensioniert; oft besteht ein einzelnes Modell aus mehreren hundert GB an Daten. Für die Anwendung in der Redaktion und für die Publikation z. B. auf einer Website sind diese Modelle also (noch) nicht geeignet.
3D-Modelle als Technischer Redakteur bearbeiten
Manchmal liegen 3D-Modelle aber auch bereits in datensparsameren „Lightweight“-Formaten vor. Das ist z. B. der Fall, wenn das System für den Ersatzteilkatalog (ETK) mit 3D-Modellen arbeitet. In diesem Fall lässt sich für die Redaktion bereits auf einem vollständigen Datenbestand aufsetzen.
Gibt bisher es keine solchen Lightweight-Formate im Unternehmen, dann lassen sich die 3D-Modelle auch in der Redaktion selbst transformieren. Dazu finden sich auf dem Markt Autorentools für die Zweitverwertung von 3D-Modellen. Der Vorteil dieser Software: Die Lizenzkosten sind deutlich niedriger als bei Komplettsystemen und gleichzeitig sinkt durch den geringeren Funktionsumfang die Einarbeitungszeit für die Redakteure. Auf dem Markt gibt es eine ganze Reihe von Systemen. Wichtig bei der Auswahl ist vor allem, dass die Software die Randomisierung der Abmaßungen und die Entfernung von Metadaten beherrscht (mehr dazu in diesem Blogpost).
3D-Modelle im CCMS
In der Redaktion gilt es nun zu definieren, auf welchem Weg die Nutzer die Anleitungen mit den 3D-Modellen präsentiert bekommen sollen: als 3D-PDF oder als HTML-Anwendung. Mittlerweile stellt HTML den Standard für die Publikation von Anleitungen mit 3D-Modellen dar. Der Viewer für die Modelle wird meist von den 3D-Autorentools mitgeliefert und lässt sich bequem als JavaScript in die Webseite einbinden. Es ist also keinen kundenseitigen Installationsaufwand – eine Anforderung, die andernfalls die Nutzung der 3D-Dokumente scheitern ließe. Allerdings ist diese Lösung nur auf Webservern möglich; filebasierte, statische Dokumentation (z. B. als Auslieferung auf einer DVD) muss deshalb meist weiterhin auf 3D-PDF zurückgreifen.
Für die Verwendung der 3D-Modelle auf Webseiten wird der Standard WebGL eingesetzt. Er ermöglicht eine performante Darstellung, die auch auf einem Mittelklasse-PC ohne Leistungseinbußen gelingt. WebGL ist ein Standard, den alle gängigen Autoren-Tools als Exportformat beherrschen.
Nach dem Export werden die 3D-Modelle als Ressourcen in das Component Content Management System (CCMS) der Technischen Redaktion importiert. Dort lassen sie sich, ähnlich wie Bilder und Videos, aus dem Content heraus referenzieren.
In SCHEMA ST4 erkennt das System automatisch, dass an der referenzierenden Stelle 3D-Content eingebunden wurde. SCHEMA ST4 berücksichtigt dies dann bei der Produktion der Zielformate und erzeugt automatisch den angepassten JavaScript-Code, der für die Darstellung des Modells sorgt. Diese Funktionalität ist grundsätzlich bereits in SCHEMA ST4 enthalten und out of the box nutzbar. Im Online Media Designer (OMD) können erfahrene Anwender darüber hinaus die Funktionalität selbst anpassen und noch zielgenauer auf ihre Bedürfnisse zuschneiden.
Insgesamt zeigt sich also: Die Arbeit mit 3D-Modellen ist einfacher als man vielleicht im ersten Moment denkt. Oft liegen bereits gut nutzbare Daten im Unternehmen vor. Und selbst wenn diese noch nicht vorhanden sind, lässt sich mit ein wenig Einarbeitung ein gut nutzbares Lightweight-Modell erstellen. Die Handhabung im CMS ist danach nur noch ein Kinderspiel. Der Weg ist also für alle Redaktionen frei, um die Power von 3D zu entfesseln.
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