5 Tipps zum Lektorat
Das Lektorat ist fast schon zwangsläufig einer der Knackpunkte in jedem Publikationsprozess. Es steht am Ende der Prozesskette, an der alle fertig werden möchten (und die Verzögerungen im Vorfeld sich aufaddieren). Es produziert nichts Neues, sondern verhindert nur das Schlimmste. Und es geht beim Lektorat (oder auch Review) immer darum, Fehler und Schwächen aufzuzeigen – nie eine einfache Aufgabe. Es gibt aber einige Tipps, die das Lektorat einfacher machen.
1. Sei kritikfähig
Lektorat fängt bei uns selbst an. Vielen Inputgebern fällt es schwer, andere zu kritisieren. Noch schwieriger wird es, wenn Kritik nur widerwillig angenommen wird. Es gibt ja ganz verschiedene Varianten, Kritik abzuwehren:
- „Das haben wir schon immer so gemacht“
- „Das können wir jetzt nicht mehr ändern“
- „Die Info brauchen wir nicht“.
- …
Klar, Kritik kann nerven. Aber jede Kritik hilft weiter, sogar wenn Sie irrelevant ist - weil sie uns dann zeigt, wo ein Text auf Widerstände stößt oder Unklarheiten bestehen.
Kritikfähig zu sein, heißt nicht, jede Kritik auch umzusetzen. Aber es bedeutet, dankbar für Korrekturen zu sein und zu erklären, welche Kritik hilft, welche im Prinzip hilft (aber aus Kosten- oder Zeitgründen nicht umgesetzt werden kann) und welche Kritik warum nicht hilft. So lernt man voneinander und die nächste Lektoratsphase läuft noch besser und erfolgreicher.
2. Gib klare Arbeitsanweisungen
Apropos voneinander lernen: Oft gibt es Probleme im Lektorat, weil die Inputgeber nicht wissen, was von ihnen erwartet wird. Das beginnt bei so einfachen Dingen wie dem Zeithorizont: Wann muss der Text lektoriert sein? Und nein, es reicht nicht, wenn die Inputgeber wissen, wann der Text publiziert werden soll. Darüber hinaus müssen die Inputgeber aber auch genau Bescheid wissen, welche Art von Korrektur von ihnen erwartet wird.
- Geht es nur um inhaltliche Aspekte?
- Soll die Rechtschreibung überprüft werden?
- Muss das Layout korrigiert werden?
- …
Das Lektorat teilt sich in unterschiedliche Phasen: Erst die Inhalte, dann die sprachliche Gestaltung, dann die Rechtschreibung, danach das Layout. Es ist für die Inputgeber wichtig zu wissen, in welcher Phase ihre Überarbeitung liegt und warum es sich nicht lohnt, spätere Aufgaben vorab zu erledigen.
3. Standardisiere deine Korrektur
Neben dem „Was“ der Korrektur ist auch das „Wie“ wichtig. Die Ergebnisse im Lektorat sind deutlich besser, wenn ein dokumentiertes Korrekturverfahren existiert:
- Sollen die Duden-Korrekturzeichen verwendet werden (und kennen die Inputgeber diese)?
- Oder soll doch lieber die Überarbeitungsfunktion von Word verwendet werden?
- Sollen Fehler angemerkt werden, auch wenn sie offensichtlich sind und gleich behoben werden können?
- Soll bei der fachlichen Korrektur nur der Sachverhalt dargestellt werden oder gleich ein Formulierungsvorschlag gemacht werden?
Ein Lektorat hat viele Aspekte und diese klärt man am besten vor dem Korrekturlauf. Sie lassen sich auch in einem Review-Leitfaden oder einer Checkliste festhalten und so sind sie für neue Inputgeber immer gleich parat. Außerdem sollten die Inputgeber wissen, welche Formulierungsstandards für den jeweiligen Text verwendet wurden. Bei Technischen Dokumentationen sind das normalerweise die Terminologie und der Redaktionsleitfaden. Sonst finden sich in den Korrekturergebnissen viele Anmerkungen, die bereits anders entschieden sind.
4. Verwöhne deine Inputgeber
Lektorat ist keine leichte Aufgabe. Es braucht Genauigkeit, obwohl meist Zeitdruck herrscht. Es braucht präzise Analysen des Inhalts und Fingerspitzengefühl bei der Formulierung von Kritik. Es braucht vieles - und nur wenige sind wirklich exzellente Inputgeber im Korrekturprozess.
Es lohnt sich deshalb, diesen Beteiligten seine Wertschätzung auch auszudrücken. Oft reicht schon ein Wort des Dankes oder eine kleine Nettigkeit. Ein kleines Täfelchen Schokolade zum Beispiel oder eine selbstgemachte Marmelade als Dankeschön zeigen Inputgebern, wie sehr man ihre Mitarbeit schätzt.
5. Messe den Erfolg
Lektorat hat das Ziel, Fehler zu verhindern. Doch nichts ist frustrierender als eine Sisyphus-Arbeit, bei der man das Gefühl hat, dass dieselben Fehler immer wieder auftreten. Es ist deshalb eine gute Idee, sich Ziele zu setzen, welche Fehler dauerhaft im Lektorat weniger werden sollen. Das kann zum Beispiel die Zahl der Kommentare bei der fachlichen Korrektur sein. Durch eine konkrete Erfolgsmessung entsteht ein Anreiz, diese Art der Fehler schon im Vorfeld auszuschließen, z. B. durch eine genauere Recherche oder eine bessere Dokumentation der Ergebnisse. Mit der Zeit werden diese Fehler so immer seltener. Der Aufwand im Lektorat sinkt und die Zufriedenheit der Beteiligten steigt – was will man mehr?
Fazit
Das Lektorat ist ein kritischer Schritt im Publikationsprozess, der dazu dient, Fehler und Schwächen zu identifizieren und das Beste aus einem Text herauszuholen. Um das Lektorat effektiver zu gestalten, sollten wir kritikfähig sein und Korrekturen dankbar annehmen, auch wenn sie manchmal schwer zu schlucken sind. Klar definierte Arbeitsanweisungen sind entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden und den Inputgebern eine klare Richtlinie zu geben. Die Standardisierung des Korrekturverfahrens und die Verwendung von Leitfäden oder Checklisten verbessern die Qualität der Ergebnisse. Die Wertschätzung der Inputgeber durch kleine Gesten der Dankbarkeit trägt dazu bei, dass sie sich geschätzt und motiviert fühlen. Schließlich ist es wichtig, den Erfolg des Lektorats zu messen und konkrete Ziele zu setzen, um wiederkehrende Fehler zu reduzieren. Durch kontinuierliche Verbesserungen und eine effiziente Fehlerprävention wird der Lektoratsprozess reibungsloser und die Zufriedenheit aller Beteiligten steigt.
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