Lokalisierung und Übersetzung: Wie sie sich unterscheiden und die Technische Redaktion beeinflussen
Immer wieder gibt es Verwirrung um die Begriffe Lokalisierung und Übersetzung. Gelegentlich hört man, dass Lokalisierung und Übersetzung dasselbe sind. Oder dass eine Lokalisierung nichts anderes ist als eine genauere Übersetzung. Tatsächlich gibt es aber deutliche Unterschiede zwischen Lokalisierung und Übersetzung und diese Unterschiede haben auch Konsequenzen für die Technische Redaktion und für die Arbeit mit dem Content Management System.
In diesem Artikel erfahren Sie...
- die Unterschiede zwischen Lokalisierung und Übersetzung
- warum Lokalisierung in der Technischen Redaktion eine wichtige Rolle spielt
- die Bedeutung eines gut funktionierenden Terminologiemanagements für die Lokalisierung
die Rolle des Content Management Systems (CCMS) bei der Lokalisierung.
Lokalisierung oder Übersetzung
Lokalisierung und Übersetzung sind beides Dienstleistungen, die von Übersetzungsagenturen erbracht werden. Deshalb kommt es hier auch oft zu Verwechslungen. Bei der Übersetzung geht es allerdings nur darum, den Text in der Ausgangssprache in eine oder mehrere Zielsprachen zu übertragen. Bei der Lokalisierung geht es dagegen darum, nicht nur den Text zu übersetzen, sondern ihn für die Leser und Leserinnen der Zielsprache gut zugänglich zu machen:
- Das kann zum Beispiel bedeuten, dass Textpassagen weggelassen werden, die für die Zielsprache nicht wichtig sind (z. B. Händleradressen im Herstellerland).
- Es kann auch bedeuten, dass die Übersetzungsagentur zusätzliche Informationen anreichert und so Inhalte erklärt, die sich für die Kultur der Zielsprache durch eine reine Textübersetzung nicht von selbst erklären (z. B. eine kurze Zusammenfassung, was in einer deutschen Norm gefordert ist, für die es kein Gegenstück in der Zielsprache gibt).
- Und es kann zu guter Letzt auch heißen, dass Inhalte durch andere Inhalte ausgetauscht werden, die für das Zielland passender sind (z. B. statt der ursprünglichen Abbildung des Geräts eine Abbildung mit dem länderspezifischen Stromanschlüssen).
Lokalisierung in der Technischen Redaktion
Die Beispiele zeigen bereits, dass Lokalisierung auch in der Technischen Redaktion eine wichtige Rolle spielt. Grundsätzlich ist es so, dass die Lokalisierung eines Textes deutlich kostspieliger ist. Dies ist durchaus nachvollziehbar. Denn bei einer Lokalisierung sind Analyse, Recherche und Erstellung insgesamt sehr viel aufwändiger. Die kulturellen Unterschiede müssen ja identifiziert werden, recherchiert und dann in einer lokalisierten Fassung dargestellt werden.
Im Idealfall wird eine Technische Redaktion deshalb versuchen, kulturelle Besonderheiten in den Ausgangstexten gar nicht erst mit aufzunehmen. Es ist in der Gesamtsicht kostengünstiger, wenn die Redaktion z. B. auch in der deutschen Fassung schon die Anforderungen einer Norm benennt, statt nur auf sie zu verweisen. Oder wenn Abbildungen grundsätzlich immer ohne Stecker angefertigt werden.
Hilfreich ist bei der Lokalisierung auch ein gut funktionierendes Terminologiemanagement. Denn auch Gerätebeschriftungen oder Benutzeroberflächen müssen ja an die Zielsprache angepasst werden. Terminologiemanagement sorgt dafür, dass klar ist, welche Bezeichnung des Benutzungsinterfaces in welcher Sprache verwendet wird.
Lokalisierung und das CCMS
Wie kommt nun aber das CCMS bei der Lokalisierung ins Spiel? In dreifacher Weise: Durch…
- das Sprachmanagement,
- die Ressourcenverwaltung
- und durch den Callout-Editor.
Ein modernes CCMS verwaltet Content-Einheiten sprachbezogen, so dass stets Klarheit über den jeweiligen Bearbeitungsstand in der Ausgangs- und den Zielsprachen herrscht. Sprachabhängige Content-Einheiten können reine Übersetzungen der Ausgangssprache sein. Sie können aber auch Variationen (z. B. andere Support-Adressen) oder komplett andere Inhalte sein. Diese Inhalte können entweder von der Technischen Redaktion erstellt werden oder von einem Übersetzungsdienstleister; je nachdem, wer hier die bessere Marktkenntnis besitzt.
Durch die Ressourcenverwaltung lassen sich auch Bilder und Grafiken sprachabhängig managen. So können Bilder oder Bildteile jeweils passend zur Zielsprache ausgetauscht werden. Zu jedem Zeitpunkt ist nachvollziehbar, welches Bild zu welcher Zielsprache gehört und ob dieses Bild sich durch eine Aktualisierung des Produkts ändern muss.
Der Callout-Editor schließlich ist ein Werkzeug, mit dem sich Bilder durch Texteinheiten ergänzen lassen. Dies ist für die Lokalisierung von Produkten hilfreich, bei denen sich zum Beispiel nur die Benutzeroberfläche sprachabhängig unterscheidet. Statt neues Bildmaterial für jede Zielsprache anzufordern, kann sich die Agentur auf die reine Übersetzung beschränken, die in der Terminologiebank hinterlegt ist. Aus Lokalisierung wird so automatisierte Übersetzung.
Gleichgültig ob Lokalisierung oder Übersetzung: Ein CCMS bietet viele Funktionen, die die Übertragung des Contents in andere Sprachen einfacher machen. Daneben ist aber auch ein gut funktionierendes Sprachmanagement notwendig. Denn nur durch die richtigen Weichenstellungen im Vorfeld zur Übersetzung lassen sich Hürden und Nachfragen vermeiden.
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