Utility-Filme in der Technischen Dokumentation - Nutzererwartungen und Möglichkeiten

Veröffentlicht: 23.10.2019 Aktualisiert: 18.08.2022

Es gibt gar keinen Zweifel: Anleitungs-Videos erfreuen sich steigender Beliebtheit. Schon 2016 gaben ein Drittel der Online-Video-Nutzer an, häufig oder sehr häufig Videos zum Thema "Anleitung" anzusehen. Auch wenn diese Erhebung eher den Freizeit- und Privatbereich betrifft, beschäftigt das Thema Anleitungs-Videos auch die Branche der Technischen Kommunikation.

Utility-Filme in der Technischen Dokumentation - Nutzererwartungen und Möglichkeiten

Instruktions-Film, Utility-Film oder Service-Videos: Es gibt ganz unterschiedliche Bezeichnungen für den Trend zur bewegten Anleitung. Und nicht nur die Hersteller von Consumer-Produkten sehen sich herausgefordert. Auch immer mehr Industrieunternehmen erweitern ihre klassische Dokumentation in die Richtung, dass erklärende und anleitende Inhalte durch bewegte Filme und Animationen unterstützt werden.

Um auf der Höhe der Nutzererwartungen zu bleiben, aber auch um das didaktische Potenzial zu nutzen, das in dieser Form der Informationsaufbereitung liegt.

Wo das Bewegtbild klar im Vorteil ist

Was also hat das Bewegtbild der klassischen Print-Anleitung voraus, der lediglich Text und Bild als Mittel der Instruktion zur Verfügung stehen? Grundsätzlich ist es so, dass überall dort, wo es um Räumlichkeit oder Bewegungsabläufe geht, das bewegte Bild in punkto Informationsvermittlung die Nase vorn hat.

Nehmen wir ein ganz einfaches Beispiel: Wie fädelt man am einfachsten den Faden in die Nadel einer Nähmaschine ein? In einer reinen Textanleitung wird das schnell abstrakt.

Natürlich kann man jeden Schritt in verständliche Worte fassen - kurze Sätze, nicht zu viel Information auf einmal. Aber was man mit welcher Hand macht, wie man den Faden am geschicktesten Hält - all das muss der Leser selbst zu einer bildlichen Vorstellung zusammensetzen.

Viel einfacher ist es für ihn, wenn er eine Animation oder einen Film sieht, der dieses Mit-, Neben- und Hintereinander in Realität zeigt.

Was für unser einfaches Beispiel Nähmaschine gilt, betrifft auch viele Vorgänge im industriellen Anwendungsbereich. So arbeiten zum Beispiel immer mehr in KFZ- und Nutzfahrzeug-Werkstätten mit Anleitungs-Videos. Wie schmiere ich eine Achse richtig? Wie halte ich dabei den Pinsel, damit das Fett richtig verteilt wird und die Achse weitere 100.000 Kilometer laufen kann? Die Erfolge von Videos sind so eindeutig, dass das bewegte Bild langsam zum Standard wird.

Natürlich - auch das ist sicher: Videos werden die "geschriebene" Dokumentation nicht ablösen. Es gibt Inhalte, die sich nicht für die Darstellung als Bewegtbild eignen, zum Beispiel eine Referenz von Fehlermeldungen oder das obligatorische Sicherheitskapitel. Auch wird aus rein rechtlichen Gründen die Schriftlichkeit nach wie vor eine große Rolle spielen. Kein Maschinenbauer kann es sich leisten, nicht alle Informationen auch weiterhin in gedruckter Form an seine Kunden zu geben.

Wenn jetzt Videos verstärkt in den Fokus rücken, dann als Ergänzung der "klassischen" Anleitung aus Text und Bild. Wie gesagt eine Ergänzung mit enormem Potenzial.

Welche Herausforderungen auf Sie als Redaktion warten

Wenn Sie in strategischer oder inhaltlicher Verantwortung für Dokumentation stehen - und die Begeisterung für das Bewegtbild nicht teilen können: Ich kann Sie gut verstehen. Denn neben den klaren didaktischen Vorteilen ist der großflächige Einsatz von Videos als Mittel der Informationsaufbereitung auch mit einigen handfesten Herausforderungen verbunden. Die wichtigsten will ich kurz anreißen:

Zum einen müssen Sie sicherstellen, dass die Nutzer Ihrer Videos auch das in den Fokus nehmen, was Sie ihnen zeigen wollen. Ohne visuelle "Engführung" durch Pfeile oder Hotspots kann es schnell passieren, dass die Nutzer den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Das ist eine wichtige Herausforderung der Didaktik.

Ähnlich gelagert ist das Thema "Text im Film". Oft reicht das bewegte Bild nicht aus, um die benötigten Informationen zu transportieren. An bestimmten Stellen der Timeline müssen Texte oder Warnungen eingeblendet werden. Wie finden Film und Text zusammen?

Ganz wichtig in diesem Zusammenhang: Die Warnhinweise. Gerade in Anleitungen zu Industrieprodukten sind Warnhinweise essentiell wichtig für die sichere Anwendung von Geräten und Maschinen. Sie dürfen im Film nicht unterschlagen werden. Und sie müssen exakt übereinstimmen mit ihren Pendants aus den gedruckten Anleitungen. Wie kann diese Einheitlichkeit sichergestellt werden?

Damit sind wir beim letzten Punkt, dem Redaktionsprozess: Filme werden in der Regel von Video-Profis gemacht. Diese haben dafür ihre eigenen Tools und Arbeitsweisen. Wenn Sie nun als Redaktion besondere Anforderungen haben, zum Beispiel im Bereich Callout und Text, wird es schon schwierig: Sie können nicht selbst Hand anlegen und jede Ergänzung erzeugt Kommunikations- und QS-Aufwand. Der Komplexitätsgrad lässt sich noch steigern, wenn der Text noch übersetzt werden muss. So landet Arbeit, die bei Ihnen in der Redaktion viel besser aufgehoben wäre, auf dem Schreibtisch der Video-Macher. Kein guter Zustand und ein Grund dafür, dass viele Redaktionen vor dem Thema Video eher zurückschrecken.

Wie Videos zum gemanagten Content werden

Wie Sie sehen, werden Anleitungs-Videos in Zukunft eine ganz zentrale Rolle in der Technischen Kommunikation spielen, haben klare Vorteile, bringen aber auch Herausforderungen mit sich. Damit Sie als Redaktion die neuen Anforderungen im Zusammenhang mit dem Bewegtbild erfolgreich meistern können, muss das Video-Handling in das Herzstück des modernen Redaktionsmanagements integriert sein - also integriert sein in das CMS.

Auf diese Weise entwickeln sich Videos vom "schwierigen Exoten" zum gemanagten Content. Verknüpft mit den bestehenden Text- und Bild-Daten, eingebunden in die Standard-Prozesse für Übersetzung, Versionierung und Qualitätssicherung.

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Neugierig geworden? Dann schauen Sie doch immer wieder hier in unseren Blog. Im nächsten Post zu dem Thema gibt es einen kurzen Rundgang durch das neue Feature.

Sebastian Göttel

Sebastian Göttel studierte Informatik an der Universität Erlangen-Nürnberg und in Bordeaux. Seit 1998 setzt er bereits sein Fachwissen zu Textmodularisierung, Single Source Publishing und Übersetzungsmanagement bei SCHEMA ein und leitet dort Vertrieb und Marketing. Außerdem unterstützt er Berater und Key Account Manager bei XML- und DITA-basierten Projekten.

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