Was ist eigentlich COTI?
Wenn Sie in der Technischen Redaktion arbeiten, dann ist Ihnen vielleicht schon einmal die Abkürzung COTI über den Weg gelaufen. Besonders im Zusammenhang mit Übersetzungen und Contentmanagement-Systemen liest man sie immer wieder. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff? Wir riskieren einen genaueren Blick…
Übersetzung – Sparpotenziale ohne Schmerz
Bei COTI geht es – wie schon gesagt – um Übersetzungen. Bevor wir uns also den Standard ansehen, wollen wir zunächst einmal einordnen, warum Übersetzungen so wichtig für Technische Redaktionen sind.
Das hat zum einen ganz handfeste rechtliche Gründe. Die Maschinenrichtlinie der EU schreibt vor, dass Produkte nur in Verkehr gebracht werden dürfen, wenn eine Betriebsanleitung in der jeweiligen Amtssprache bzw. den jeweiligen Amtssprachen des Landes vorliegen. Ausnahmen bestehen lediglich, wenn die Nutzer zuverlässig eine andere Sprache sprechen; z. B. lässt sich bei der Zielgruppe Software-Entwickler annehmen, dass sie Englisch beherrschen.
Außerdem sprechen auch marktwirtschaftliche Gründe für die Übersetzung. Denn obwohl oft behauptet wird, dass Englisch eine Lingua Franca ist, die alle verstehen, präsentiert sich die Wahrheit ein wenig anders. Nur 25 % der Internetnutzer verstehen Englisch und 40 % der Kunden geben an, dass sie nicht oder nur höchst selten bei fremdsprachigen Webangeboten einkaufen.
Es gibt für produzierende Unternehmen also gute Gründe für Übersetzungen. Allerdings bedeuten Übersetzungen auch einen hohen Kostenfaktor. Denn neben den eigentlichen sprachlichen Übertragungen müssen alle Dokumente auch im Layout angepasst und geprüft werden. Bei der stark wachsenden Variantenvielfalt in Produkten, Ausstattungen und Zielmärkten steigen die Kosten oft exponentiell an. Deshalb entscheiden sich viele Technische Redaktionen für Component Contentmanagement-Systeme (CCMS) und Übersetzungswerkzeuge.
COTI – ein Standard für Austausch
Genau an diesem Punkt kommt COTI ins Spiel. COTI oder das Common Translation Interface (wie der Standard ausgeschrieben heißt), definiert eine XML-basierte Schnittstelle zwischen CCMS und Translation Memory Systemen. COTI wurde vom DERCOM-Konsortium entwickelt, um herstellerunabhängig einen Austausch zwischen CCMS und Übersetzungswerkzeugen zu ermöglichen.
COTI verfügt über mehrere Levels, die die Zusammenarbeit zwischen Technischer Redaktion und Übersetzungsagentur gestalten. Auf Level 1 steht alles bereit für den manuellen Austausch von Dateien. Level 2 unterstützt einen teilautomatisierten Prozess über „watched folders“, also Verzeichnissen, auf die Agenturen und Redaktionen automatisch zugreifen können und die sie jeweils automatisch befüllen können. Level 3 von COTI sorgt für komplett automatische Prozesse über eine Webschnittstelle, so dass die Übersetzungsergebnisse ohne zeitlichen Verzug direkt in der Redaktion landen.
CCMS und TMS – ein perfektes Team
Component Contentmanagement-Systeme (wie SCHEMA ST4) und Translation Memory Systeme (wie Trados Studio) ergänzen sich in fast perfekter Weise, um in der Übersetzung Kosten zu sparen und Zeit zu gewinnen. Das CCMS ermöglicht eine systematische Standardisierung und Aussteuerung der Inhalte. Es übernimmt auch die Verwaltung der zu übersetzenden Inhalte z. B. durch das Übersetzungsmanagement-Modul. Je nach Bedarf können nur neu zu übersetzende Inhalte ausgegeben werden oder auch die kompletten Dokumente (um den Kontext für die Übersetzer:innen mitzuliefern). Das CCMS übernimmt durch das automatisch erzeugte generische Layout auch die Gestaltungsarbeiten für die übersetzten Dokumente.
Das Translation Memory wiederum stellt Terminologiekomponenten bereit und bietet eine Anbindung an professionelle Übersetzungswerkzeuge, z. B. KI-basierte Systeme oder Werkzeuge zur maschinellen Übersetzung. Und natürlich beschleunigt die Kernfunktionalität des TMS – das Verwalten und Wiederverwenden von bereits übersetzten Sätzen und Satzfragmenten – den Übersetzungsprozess ganz ungemein. Insgesamt lassen sich mit TMS so bereits 40 % Einsparungen erzielen. Im Verbund mit einem CCMS steigert sich dies auf 70 % der Übersetzungskosten. Und die Grundlage dafür bildet COTI – ein zentraler Standard für mehr Effizienz in der Technischen Redaktion.
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