Digitalisierung - Freund statt Feind?
Digitalisierung ist seit gut 10 Jahren in aller Munde. Alles dreht sich um das Thema. Zum Beispiel schreibt sich die Bundesregierung „Digitalisierung jetzt“ auf die Fahne und stellt eine „Digital-Ministerin“ ein. Außerdem gibt es diverse Messen und Kongresse nur zum Thema digitale Transformation.
Doch was ist Digitalisierung überhaupt? Wird darüber nur geredet? Welche Fortschritte und Meilensteine wurden schon erreicht und wo geht es weiter hin? Dieser Beitrag liefert einen Überblick über die Voraussetzungen und bisherigen Entwicklungen sowie die Bedeutung von Digitalisierung insbesondere für den Mittelstand.
Zwei Seiten der Digitalisierung
1. Mindset
Digitalisierung ist nicht nur Bits und Bytes. Die digitale Revolution ist größer als die industrielle Revolution jemals war. Das erfordert vor allem in den älteren Generationen einen „Mindset-Change“. Generation Z wächst und lebt die digitale Revolution, Generation Y ist damit aufgewachsen und erkennt den Fortschritt. Digitalisierung ist eine Mentalität und Einstellung, die sich in allen Bereichen des Lebens wiederfindet, ob zu Hause, im Sport, am Arbeitsplatz. Digitalisierung ist eine Chance, keine Gefahr. Der Gedanke Mensch vs. Maschine ist der Falsche. Der Mensch soll sich die Vorteile der Maschinen, des Internets und Künstlicher Intelligenz zu nutzen machen, nicht dagegen arbeiten.
Nehmen wir als Beispiel autonomes Fahren. Das Auto fährt alleine, ist nicht auf den Fahrer angewiesen, außer um den Weg in das Navi einzugeben/sprechen. Wieso wird es vermutlich zu weniger Unfällen mit anderen Fahrzeugen kommen als vorher? Alle Fahrzeuge und Hilfsmittel, die sich auf der Straße bewegen und befinden, sind miteinander verknüpft, tauschen Informationen aus. Egal ob Auto, Motorrad oder Ampel. Es wird Ihnen kein Geisterfahrer entgegenkommen, oder jemand die Vorfahrt nehmen.
Doch sollte es zu einem unvorhersehbaren Ereignis kommen, ist der Mensch notwendig. Läuft eine Person über die Straße, die für das Auto nicht sichtbar (messbar) ist, muss der Fahrer reagieren und in das Geschehen eingreifen (bremsen). Diese unvorhersehbaren Eventualitäten machen es einfach, die Meinung zu vertreten, dass selbst fahrende Fahrzeuge nicht in den Straßenverkehr gehören. Doch dürfen wir dieses moderne und neue Mittel der Digitalisierung nicht verwerfen, sondern sollten es nutzen, uns, den Menschen, zu optimieren und zu unterstützen. Es gilt das Ziel, eine Einheit mit der unterstützenden Technologie zu bilden.
Aber um diese Intelligenz optimal nutzen zu können, benötigt es vor allem Daten.
2. Daten, Daten, Daten
Digitalisieren beschreibt das Umwandeln von analogen Werten in digitale Formate. Die dadurch gewonnenen Daten lassen sich nun aufgrund des technologischen Fortschritts informationstechnisch verarbeiten.
Das klingt viel komplizierter als es ist. Digitalisierung fängt schon zu Hause an. Wenn Sie Ihre Einkaufsliste bislang auf einen Zettel geschrieben haben und jetzt Ihr Smartphone dafür verwenden, haben Sie Ihre Daten digitalisiert. Doch hier geht es noch weiter, zum Beispiel könnte Ihre tägliche Einkaufsliste sich mit dem Inhalt Ihres Kühlschranks abgleichen und auf Grund Ihrer Einkaufsgewohnheiten die Liste ergänzen. Ebenso könnten Sie mit Ihrem Partner die Liste teilen, der diese ergänzt. Oder Sie erstellen einen Kochplan für die Woche und die Zutaten aus den Rezepten werden automatisch auf Ihre Einkaufsliste geladen.
In Industrie und Wirtschaft wird mit einer ganz anderen Größenordnung von digitalen Informationen gerechnet. Auch im After Sales-Bereich wird mit großen Mengen an Daten hantiert. Wir sprechen hier unter anderem von Stück- und Materiallisten, Schaltplänen, Wartungs- und Reparaturanleitungen. Und spätestens mit der Digitalisierung wird die Frage aufgeworfen: Kann mein Kunde, Endanwender, Servicetechniker, Lieferant oder Händler mit meinen Daten etwas anfangen? Wie verarbeite ich die Fülle an digitalen Daten so, dass meine Nutzer sie ohne große Probleme und selbsterklärend, einfach und schnell verwenden können?
Digitalisierung verspricht automatisierte Prozesse, doch die funktionieren nicht ohne gut gepflegte Stammdaten. Der Wunsch, die Maschine meldet sich selbst über das Internet zur Reparatur an und bestellt gleich die Ersatzteile mit, ist nicht Priorität 1. Denn der Bedarf des Kunden liegt nicht in der Ersatzteilbestellung, sondern im ununterbrochenen Betrieb seiner Maschine / Anlage. Eine Ersatzteilbestellung ist in dem Fall nur das Mittel zum Zweck.
Denn, um den Betriebszweck zu erfüllen, ist jede ungeplante Unterbrechung bzw. jeder Stillstand ein Verlustgeschäft.
Grundsätzlich gilt, nach dem Verkauf eines technischen Produktes (Maschine, Anlage, Gerät, etc.) müssen die After Sales-Prozesse funktionieren. Support, Servicetechniker und Co. haben den Auftrag, Unterbrechungen und Stillstand Zeiten so minimal wie möglich zu halten und den Kunden schnellstmöglich bei der Lösung des Problems zu unterstützen. Deshalb sollten Wartungen intelligent eingeplant werden. Denn der Nutzen des Kunden an der Maschine ist am höchsten, wenn diese erst gar nicht ausfällt.
Automatisierte Prozesse laufen nicht ohne gut gepflegte Stammdaten
Schlussendlich müssen die Maschinen Ihres Unternehmens kontinuierlich ihre Beiträge zum Kerngeschäft Ihrer Kunden beitragen. Jede Wartezeit reduziert den Kundennutzen. Darum ist es so wichtig, Maschinen und Daten umfassend zu pflegen. Die Pflege und Wartung ist aber auch abhängig von den vorhandenen Ersatzteilen. Automatisierte Prozesse, die Grundlage jeder Digitalisierung, laufen einfach nicht ohne gut gepflegte Stammdaten. Daher trifft dieser Umstand unumgänglich das Ersatzteilmanagement. Die jederzeitige Möglichkeit zur Übertragung einer Ersatzteil-Bestellung ist daher enorm wichtig.
Was ist los mit dem Mittelstand?
Digitalisierung ist vieles und umfasst diverse Projekte und Themen, die bereits Einzug in die Industrie und Industrieunternehmen gefunden haben. Es wird schon lange nicht mehr nur über Predictive Maintenance, KI, AI etc. gesprochen und geforscht. Teilweise sind diese Themen bereits in den Prozessen der Industrieunternehmen angekommen. Predictive Maintenance und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Produktion identifizieren Anomalien, die aufzeigen, wann es zu langfristigen oder unerwarteten Ausfällen kommen kann. Zum Beispiel wird KI dafür genutzt, dass selbstständig Tickets beim Hersteller für den Serviceeinsatz erstellt werden und der Serviceleiter entsprechend benachrichtigt wird. Predictive Maintenance löst Preventive Maintenance ab, so minimalisieren Sie Kosten und Downtime und maximieren die Maschinen Lebensdauer.
Doch stellen sich vor allem mittelständische Unternehmen die Fragen: Auf welchen Zug der Digitalisierung sollen wir aufspringen? Macht es denn Sinn jeden Trend zu verfolgen? Welcher Trend wird sich etablieren und welcher floppen?
Diese Fragen zeigen eine klare defensive Haltung gegenüber Digitalisierung und Trends, denn man möchte sein Geld nicht auf das falsche Pferd setzen. Doch müssen sich vor allem Mittelständler in Zukunft mehr trauen, denn sie haben die Möglichkeit durch flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege innovative Projekte leichter durchzusetzen und auszuprobieren.
Als (kleine) mittelständische Unternehmen sollten wir vorangehen und die Digitalisierung anführen und uns nicht hinterherziehen lassen, denn sonst können wir in Zukunft den Anschluss verlieren.
Andere Artikel von Quanos
Das könnte Sie auch interessieren
Field Service Management Software mit Ersatzteilkatalog verbinden und die First Time Fix Rate steigern
Field Service Manager wollen ihren Kunden den besten Service bieten. Dabei müssen sie sich an der First Time Fix Rate…
Vom Pain zum Gain –Datenmanagement im Ersatzteilgeschäft
Ersatzteile halten Maschinen und Anlagen am Laufen. Passende Ersatzteile finden Servicetechniker in Ersatzteilkatalog…
Teil 2: Interaktiver Ersatzteilkatalog – Schluss mit manuellen Daten
Spätestens, wenn ein Katalog aktualisiert oder in mehreren Sprachen publiziert werden soll, stoßen PDF- und Printkata…