Technische Dokumentation: die wichtigsten Normen und Standards

Veröffentlicht: 30.09.2022 Aktualisiert: 16.04.2024

Ein Wort vorab: Von außen lässt sich nie sagen, welche Normen und Standards für eine Technische Redaktion relevant sind. Denn je nach Branche und Produkt unterscheiden sich die Richtlinien, die für die Dokumentation zu berücksichtigen sind. Hinzu kommen dann noch verschiedene nationale Standards, die je nach Zielmarkt gelten. Eine zuverlässige Normrecherche kann deshalb nur innerhalb des einzelnen Unternehmens geschehen. Es gibt allerdings einige Richtlinien, die für die gesamte Technische Dokumentation wichtig sind. Sechs von diesen Normen wollen wir Ihnen heute einmal kurz vorstellen.

1. IEC/IEEE 82079-1 – die Doku-Norm

Die zentrale Norm für Technische Redaktionen ist die IEC/IEEE 82079-1 von 2019. Sie ersetzt die DIN-Norm DIN EN 62079:2001, die zuvor die Grundlage für Technische Dokumentation aller Art war. IEC/IEEE 82079-1 bietet Standards zur Erstellung von Anleitungen für alle Produktarten. Außerdem legt sie fest, welche Qualifikationen Technische Redakteurinnen und Redakteure mitbringen müssen.

2. VDI Richtlinie 2770 – vereinfachter Austausch von Dokumenten

Diese Richtlinie standardisiert die Beschaffenheit von Herstellerinformationen. Besonders wichtig ist das im Anlagenbau. Denn dort werden die Bauteile, Geräte und Maschinen unterschiedlicher Hersteller in komplexen Anlagen zusammengefügt. Diese Integration betrifft auch die Produktdokumentation. Die VDI Richtlinie 2770 schafft dafür einen Rahmen und vereinfacht zugleich die Übernahme der Herstellerunterlagen in die IT-Systeme der Anlagenbetreiber.

3. ISO 20607 – Zusatzanforderungen für den Maschinenbau

Neben den allgemeinen Normen gibt es auch Standards, die sich an bestimmte Branchen richten. Eines der bekanntesten Regelwerke ist hier die ISO 20607, die Anleitungen für den Maschinenbau in den Blick nimmt. Von Maschinen geht ein deutlich höheres Risiko aus als beispielsweise von Softwareprodukten. Deshalb gelten in der ISO 20607 gegenüber der ISO/IEEE 82079-1 zusätzliche und teilweise auch verschärfte Anforderungen.

4. ISO 2651x ­ – Softwaredokumentation für Zielgruppen

Mit Softwaredokumentation beschäftigt sich gleich eine ganze Normengruppe, nämlich die ISO-Normen ISO 26511 bis ISO 26515. Die einzelnen Regelwerke richten sich an unterschiedliche Zielgruppen, enthalten also jeweils Standards für Redaktionsleitungen, Einkäufer und Einkäuferinnen von Redaktionsdienstleistungen und so weiter. Die beiden letzten Normen der Reihe richten sich an diejenigen, die die konkreten Anleitungen erstellen (ISO 26514) und an Redaktionen, die in agilen Teams arbeiten (ISO 26515).

5. ISO/AWI 21999 – mehr Qualität in Übersetzungen

Ein Großteil der Anleitungen wird übersetzt. Als Technische Redaktion übernimmt man in den meisten Fällen die Übersetzung nicht selbst, sondern vergibt sie an technische Übersetzungsagenturen. Doch wie lässt sich dann die Qualität der Übersetzung sichern und prüfen? Die Norm ISO/AWI 21999 gibt Antworten.

6. iiRDS – der Standard für die Digitalisierung

Auch jenseits von DIN und ISO gibt es beachtenswerte Normen. Die tekom - der Branchenverband für Technische Kommunikation – hat mit iiRDS einen solchen Standard erarbeitet. iiRDS regelt, wie Anleitungen und weitere Produktdokumentation ihren Platz in digitalisierten Umgebungen finden. Sie stellt einen Rahmen bereit, mit dem sich beliebige Produktkommunikation zielgenau in digitalisierte Maschinen und Arbeitsumgebungen eingliedern lassen.

Die Liste der Normen, die in der Technischen Redaktion relevant sind, ließe sich noch beträchtlich erweitern. So gibt es zum Beispiel Standards für die Schreibung von Maßeinheiten (DIN 1301-1), für Kapitelgliederung und Nummerierung (DIN 1421) oder Normen mit Schreib- und Gestaltungsregeln (DIN 5008). Welche Norm wie relevant ist, muss deshalb jede Technische Redaktion für sich selbst entscheiden.

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