Demografischer Wandel - Teil 1: Herausforderungen für Unternehmen
Der demografische Wandel wird uns alle in den nächsten Jahren beschäftigen, aktuell wird wieder über eine Erhöhung des Renteneintrittsalters diskutiert. Das Älterwerden der Gesellschaft und noch stärker der Abschied der Babyboomer aus dem Arbeitsleben halten für Unternehmen große Herausforderungen bereit – eine davon ist der Wissensverlust durch die Menge der Mitarbeiter, die in den nächsten Jahren in Rente gehen. Software wie Redaktions-, Service-Informations- und Ersatzteilkatalogsysteme sind eine Lösung für dieses Problem.
Der Babyboom begann in Deutschland ab der Mitte der Fünfziger Jahre und dauerte bis Ende der Sechziger, mit dem Höhepunkt der Geburtenrate im Jahr 1964. In diesem Jahr lag die Geburtenrate nach Zahlen der Weltbank bei 2,54 Kindern pro Frau in Deutschland. Heute liegt dieser Wert bei 1,57 nach einem Tief von 1,24 im Jahr 1994.
Die ältesten Jahrgänge dieser fünfzehnjährigen Boomphase gehen genau jetzt in Rente, die letzten werden um das Jahr 2035 das Rentenalter erreichen, mit dem Höhepunkt um das Jahr 2030. Da der Babyboom in den USA schon früher, direkt nach dem zweiten Weltkrieg, begann und auch früher endete, ist dieses Thema dort schon weit präsenter und wird intensiv diskutiert. Das Wiesbadener Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung nennt Zahlen für Deutschland: Seit 2020 gehen pro Jahr eine Million Menschen in Rente. Das aktuelle Verhältnis von 37 Rentner zu 100 Arbeitenden wird sich bis 2050 auf 50 zu 100 verändern – nicht nur, aber auch wegen des Babybooms.
Welche Auswirkungen hat der demographische Wandel auf Unternehmen?
Das bedeutet für Unternehmen nicht nur Probleme für die Finanzierung der Renten, sondern auch große Herausforderungen. Denn diese hohen Ausstiegsraten bedeuten, dass viel Wissen und Erfahrung die Unternehmen verlässt – und zudem weniger Menschen nachkommen, die deren Jobs übernehmen könnten. In den USA verschärft sich der Effekt noch durch die jahrzehntelange Deindustrialisierung, aufgrund derer immer weniger jüngere Menschen eine fundierte technisch-handwerkliche Ausbildung haben. In Deutschland fand zwar keine Deindustrialisierung im US-Maßstab statt, allerdings verursacht der wachsende Anteil an Akademikern in jüngeren Jahrgängen ähnliche Effekte: einen Mangel an handwerklich gebildeten Menschen, wie sie im Service unverzichtbar sind.
Die Generation, die im Begriff ist, in Rente zu gehen, hat in vielen Bereichen während ihres Berufslebens eine weitreichende Entwicklung erlebt: Waren beispielsweise im Sondermaschinenbau in den sechziger Jahren mechanisch gesteuerte Anlagen die Regel, verbreiteten sich in den Jahrzehnten danach pneumatische und hydraulische Aktuatoren mit immer komplexeren Steuerungen, die erst analog-elektrisch, dann elektronisch und schließlich von Computern gesteuert wurden.
Diese Generation hatte so die Chance, ihre Erfahrungen mit den neuen Technologien nach und nach zu erweitern und mit der steigenden Komplexität sozusagen mitzuwachsen. Zwar sind Anlagen heutzutage dank intelligenter Benutzeroberflächen wesentlich einfacher bedienbar, allerdings braucht es – wenn einmal etwas schiefgeht – umso mehr Verständnis und Erfahrung, um Probleme zu lösen. Früher war das Nachvollziehen von Vorgängen einfacher möglich, weil es sich zum größten Teil um physikalische Abläufe handelte, die gemessen und beobachtet werden konnten. Heute ist nahezu immer Software beteiligt, die eine Vielzahl unvorhersehbarer Nebeneffekte haben kann.
Die Herausforderungen im After Sales und Service steigen
Heute stehen Themen wie Big Data, Vernetzung der Maschinen, Machine Learning, aber auch Nachhaltigkeit und Effizienz des Gesamtsystems auch beim „einfachen Servicetechniker“ auf der Agenda. Es wird erwartet, dass nicht Einzelaspekte wie das Wechseln eines Motors betrachtet werden, sondern beispielsweise bei Optimierungen und Modernisierungen die gesamte Maschine, die Fertigungslinie oder die gesamte Fertigung im Zusammenhang. Das macht die Aufgaben im Service weit komplexer als bisher.
Weniger Personen, weniger Erfahrung, komplexere Anlagen und Maschinen, mehr beteiligte Disziplinen von Mechanik, Pneumatik und Hydraulik über Elektromechanik und Elektronik bis hin zu Computertechnik und Software – auf die neuen Generationen im Service kommt ein Sturm zu, in dem sich mehrere Faktoren gegenseitig verstärken.
Ein nicht zu vernachlässigender Gesichtspunkt hat sich in der Coronapandemie gezeigt: Fachleute werden oft erschreckend ineffizient eingesetzt, denn sie verbringen sehr viel Zeit mit Reisen, um beim Anlagenbetreiber vor Ort dessen Mannschaft mit seinem Wissen zu unterstützen. Nicht selten kommt es vor, dass der hochspezialisierte Fachmann vor allem für die Diagnose eines Schadens benötigt wird, während die Servicemannschaft des Anlagenbetreibers die Reparatur selbst bewältigt. Im Worst Case wird der Spezialist dann wieder nach erfolgter Reparatur benötigt, um die Maschine zu justieren und die Abläufe wieder perfekt einzustellen.
Remote-Services und Software bieten Lösungen
Viele Spezialisten reisen für relativ kurze Einsätze rund um die Welt. Als Corona diese Reisen unmöglich machte, zeigte es sich, dass Remote-Unterstützung ein probates Mittel ist, um auch ohne Reisen das Fachwissen zum Kunden zu bringen. Eine Kombination aus besserem Zugriff auf Service-Informationen, um Wissen zum Betreiber zu transferieren, und Remote-Service-Technologien hilft dabei, Reisezeiten zu sparen. So können die Spezialisten den Kunden unterstützen, statt viele Tage im Auto oder Flugzeug zu verbringen.
Wir bieten Ihnen Lösungen, um Wissen zu speichern, zu verwalten und wieder bereitzustellen – immer und überall dort, wo die Information gebraucht wird. Mehr dazu lesen Sie in Teil 2 unseres Blogbeitrags „Servicewissen konservieren und zugänglich machen“.
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