Das Wort „sanktionieren“ kann ‚gutheißen‘, aber auch ‚bestrafen‘ bedeuten. Für das Verb „schließen“ notiert der Duden 157 Synonyme. In Thomas Manns Roman „Joseph und seine Brüder“ gibt es einen Satz, der aus 347 Wörtern besteht. – Drei „Fun Facts“, die andeuten, was für vielfältige und teils widersprüchliche Möglichkeiten die Sprache bietet. Doch wo die Belletristik aus dem Vollen schöpfen will, ist die Technische Redaktion skeptisch: Ist das denn verständlich? Wer weiß denn nach 347 Wörtern noch, wie der Satz angefangen hat? Kann ich sicher sein, dass alle meine Leser ein mehrdeutiges Wort richtig interpretieren? Und wie sollen all die verschiedenen Synonyme übersetzt werden? Um solche Zweifel zu vermeiden, verwenden viele Redaktionen eine „kontrollierte“ Sprache.
Der Ausdruck „kontrollierte Sprache“ ist gängig, klingt aber etwas schief. Es handelt sich dabei um eine misslungene Übersetzung des englischen „controlled language“, wo „controlled“ die Bedeutung ‚gesteuert, geregelt, reguliert‘, aber auch ‚eingeschränkt‘ hat. Und das trifft es am besten: Die vielfältigen Möglichkeiten, die die Sprache bietet, werden eingeschränkt und (noch stärker) reguliert. Es wird eine Auswahl daraus getroffen, und diese Auswahl ist dann maßgeblich für die Erstellung von Texten und Dokumenten. Eine kontrollierte Sprache ist also nicht etwas ganz neu Erfundenes, sondern lediglich eine definierte Teilmenge einer bestehenden natürlichen Sprache wie Deutsch oder Englisch.
Die Auswahl, die aus der zugrundeliegenden Sprache getroffen wird, ist dabei natürlich nicht willkürlich. Der Zweck einer kontrollierten Sprache ist es, möglichst eindeutige und für die Zielgruppe verständliche Texte zu erstellen. Außerdem sollten sie gut weiterverarbeitet, z.B. übersetzt werden können. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Wortschatz und Grammatik sowohl formal als auch hinsichtlich Inhalt und Bedeutung eingeschränkt und standardisiert.
Zu den regulierenden Maßnahmen im Bereich Wortschatz zählen zum Beispiel:
Obwohl der Wortschatz durch solche Maßnahmen deutlich eingeschränkt wird, hat sich dieses Vorgehen als ausreichend erwiesen, um Sachverhalte angemessen zu beschreiben. Schließlich kommt es in der Dokumentation nicht auf möglichst abwechslungsreiche Formulierungen an, sondern auf Eindeutigkeit und Konsistenz.
Zu den regulierenden Maßnahmen im Bereich Grammatik zählen zum Beispiel:
Meist werden für bestimmte Kontexte auch feste Formulierungsvorgaben gemacht, etwa:
Besonders für das Englische gibt es kontrollierte Sprachvarianten wie Simplified Technical English (STE), an denen man sich orientieren kann; man kann aber auch hausinterne Regeln nach eigenen Vorstellungen entwickeln. Wie weit man bei der Entwicklung einer kontrollierten Sprache in der Regulierung gehen kann oder muss, ist nirgendwo vorgeschrieben. Möglicherweise ist Ihnen der eine oder andere oben genannte Punkt bekannt vorgekommen, weil Sie einen Redaktionsleitfaden verwenden oder sich mit diesem Thema zumindest schon einmal beschäftigt haben. Tatsächlich umreißt jeder Redaktionsleitfaden, der Festlegungen und Einschränkungen hinsichtlich der sprachlichen Ausdrucksweise verzeichnet, eine mehr oder weniger genau definierte kontrollierte Sprache.
Ein Redaktionsleitfaden ist auch eine Möglichkeit, die Vorgaben der kontrollierten Sprache bekannt zu machen. Um die Einhaltung der Vorgaben zu überprüfen, gibt es darüber hinaus auch spezialisierte Software, sog. Controlled-Language-Checker, und moderne XML-Redaktionssysteme, wie z.B. unser SCHEMA ST4, stellen den Bearbeitern entsprechende Werkzeuge zur Verfügung. So schlägt eine Authoring-Memory-Funktion zulässige Sätze und Formulierungen während der Eingabe vor. Und die Einhaltung beispielsweise des erlaubten Vokabulars, der Satzlänge, des Satzbaus u.a. kann automatisch geprüft und bei Verstößen unmittelbar korrigiert werden.
Weniger ist mehr – die Einschränkung der sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten durch die kontrollierte Sprache führt zu einheitlichen Strukturen und einem definierten Wortschatz. Im Resultat bedeutet das:
Wie sehr man auf kontrollierte Sprache setzt, ist damit ein Thema, das für jede Redaktion relevant ist!
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